Rasse-Portrait

Die Bengalkatze: Vom Urwald-Raubtier zum Stubentiger

Ursprung, Aussehen und Charakter
 

Die Bengalkatze als Wildtyp (Prionailurus Bengalensis)

Die ursprüngliche Bengalkatze (Prionailurus Bengalensis, asiatische Leopardkatze – „ALC“, Felis Bengalensis als Überbegriff) ist in Süd- und Ostasien beheimatet. Ihre Jagdreviere reichen vom Amur-Gebiet im Fernen Osten Russlands über Korea, China, Indochina, nach Westen bis zum Norden Pakistans und nach Süden bis auf die Philippinen und die Sunda-Inseln Indonesiens.

Bengalkatzen sind anpassungsfähig: Einige wurden sogar in 3254 Metern Höhe gesichtet. Normalerweise lebt die wilde Bengalkatze aber bevorzugt in Wäldern und tropischen Regenwäldern. In subtropische Mischwälder oder Nadelwäldern kleinerer Berge des Himalaya über fühlt sie sich wohl.

Eine Prionailurus Bengalensis kann ausgezeichnet klettern und Nagetiere und Käfer auch auf Bäumen jagen. Sie kann durchaus auch tagsüber jagen, bevorzugt aber durch ihre gute Nachtsicht die Dunkelheit. Vorwiegend fängt sie Spitzhörnchen, Langschwanzmäuse und Hasen. Da sie aber auch eine hervorragende Schwimmerin ist, verschmäht sie auch keine Fische, Krebstiere oder Reptilien und natürlich gehören auch Vögel zu ihrem Speiseplan. Spektakulär ist auch, dass einige Bengalkatzen kleine Inseln bewohnen, von denen aus sie für die Jagd oder Partnersuche bis zum Festland schwimmen.

Wie von Wildtieren zu erwarten, ist die ursprüngliche P. Bengalensis wild und scheu. Dadurch ist sie als Haustier ungeeignet. Die Bengalkatze, die wir als Hauskatze kennen, haben wir letztendlich der Arbeit von Jean Mill und Dr. Willard Centerwall zu verdanken.

 

 

Die Bengalkatze als Rassekatze

Geschichte der Zucht:

Berichten zufolge, hatte sich Jean Mill 1963 eine Prionailurus Bengalensis gekauft und sie mit einem schwarzen Hauskater (BKH, britisch Kurzhaar) vergesellschaftet. Wie unkastrierte Hauskater nun mal sind, dauerte es nicht lange, bis die wilde Bengalensis, wider Erwarten, trächtig war, denn Miller ging davon aus, dass die zwei Arten zusammen keine Nachkommen zeugen könnten.

Sie wurde eines besseren gelehrt. Sie bekam trotzdem Kitten und spielte schon mit dem Gedanken einer neuen Katzenrasse. Die ersten Nachkommen waren jedoch genauso wild und scheu, wie ihre Mutter. Erschwerend kam hinzu, dass die männlichen Hybriden (Mischlinge) der ersten Generation (F1-Generation) steril waren. Jean Mill verpaarte deshalb die zahmsten weiblichen Hybriden erneut mit einem BKH-Kater.

Nach dem Tod ihres Ehemannes pausierte die Zucht einige Jahre, bis sie fortgesetzt wurde. Dr. Willard Centerwall, ein Genetiker der Loyola University in Kalifornien, kreuzte zu diesem Zeitpunkt ebenfalls die asiatische Leopardkatze (P. Bengalensis) mit BKH-Katzen. Er gab daraufhin Miller weitere Zuchttiere. So gelang es Jean Mill 1986 der Welt mit „Millwood Penny Ante“ die erste Bengalkatze zu präsentieren. Sie war schließlich nicht mehr scheu und wild, sondern liebenswert, intelligent und zutraulich. Eben genau die Wesenszügen, die wir bis heute so sehr an unseren Stubentigern lieben.

 

Äußere Merkmale der Bengalkatze (Rassekatze)

Eine Bengalkatze ist ein Athlet: agil und anmutig mit einem starken, muskulösen Körper, bei einem geringen Fettanteil, was ihren wilden Genen zu verdanken ist. Ihre Hinterbeine sind etwas länger als die Vorderbeine. Diese Besonderheit resultiert in einer gewaltigen Sprungkraft. Den großen, runden Augen kann man nur schwer etwas abschlagen und jede Schandtat ist schnell verziehen. Der dicke Schwanz verjüngt sich zum Ende und die Schwanzspitze ist immer schwarz. Wenn sich die Bengal vertrauensvoll auf den Rücken legt, kann man den hellen, gemusterten Bauch erkennen. Die elegante Erscheinung wird durch das kurze, dichte Fell verstärkt, welches sich unbeschreiblich weich und seidig anfühlt.

Farben und Muster

Verschiedene Farben und Muster führen zu den unterschiedlichen Namen der Bengalkatzen. Man unterscheidet die Musterung prinzipiell in spotted-tabby (getupft/gefleckt/gepunktet, auch rosetted genannt) und marbled-tabby (marmoriert). Am häufigsten und unter Katzenkennern beliebtesten sind die Farben brown-tabby (braun) oder light-gold (hellgold). Der Grund hierfür ist, dass sie so auch in der Natur, bei der wilden asiatischen Leopardkatze, vorkommen.

Auf dem Fell können die Flecken, welche man Rosetten nennt, ganz zufällig verteilt sein oder horizontal fließend. Die Rosetten wiederum können verschiedene Formen haben: geschlossen oder rund, des Weiteren pfeilförmig, rund, oval, pfotenförmig oder gar wolkig.

Die marmorierte Fellzeichnung ist schwerer zu beschreiben, aber der Begriff Marmorierung passt sehr gut – man denke an den Marmorkuchen. Die großen dunklen Flecken sind meist miteinander verbunden. Ihre Ausrichtung kann rein zufällig sein oder horizontal ausgerichtet. Diese marmorierte Variante unterscheidet sich jedoch stark von der Wildform.

Manche Bengalkatzen haben einen Glittered-Effekt. Dieser ist auf Fotos kaum abzubilden und am besten im direkten Sonnenlicht zu erkennen. Er beschreibt einen magischen, goldenen Glanz, der über dem Fell schimmert, als wäre es mit Goldstaub dekoriert (Golden Glitter).

 

Persönlichkeit der Bengalkatze:

Natürlich hat jede Bengalkatze ihren eigenen, einzigartigen Charakter, allerdings zeichnet sich die Rasse durch einige typische Charaktereigenschaften aus. Die Bengal ist aktiv, menschenbezogen, zutraulich, hochintelligent und temperamentvoll. Sie ist eine überaus freundliche, gesprächige und selbstbewusste Katze, die sehr aufmerksam ihre Umwelt beobachtet. Sie ist äußerst verspielt und ein Genie unter den Katzen, wenn es um ihre Lernbereitschaft geht. Sie werden überrascht sein, auf was für Ideen Ihre Bengal kommen wird, sollten Sie sich für eine entscheiden.

Zur Beruhigung und aus eigenen Erfahrungen im direkten Vergleich können wir Ihnen aber sagen, dass die Bengalkatze nicht destruktiver als normale Hauskatzen sind und bei genügend Empathie ein „Nein“ akzeptieren. Allerdings wollen sie sich nicht so gerne alleine beschäftigen wie Hauskatzen und brauchen immer jemanden, den sie beobachten, an den sie sich heranpirschen dürfen oder der sie einfach streichelt.

Der Beste Freund des Menschen? Natürlich die Bengalkatze!

Bei allen Katzen wird von einer Einzelhaltung abgeraten, dies gilt für die Bengalkatze umso mehr. Im Vergleich zu unserer Hauskatze liebt die Bengalkatze die Aufmerksamkeit und könnte stundenlang gestreichelt werden. Ein besonderes Highlight ist es für sie, sich abends auf der Couch mit dazu zulegen und genüsslich zu schnurren.

Viele Bengalkatzen haben eine Affinität für Wasser in ihrem Charakter verankert, ein Katzenbrunnen wäre also eine lohnenswerte Anschaffung. Falls Sie aber ein Aquarium besitzen, decken Sie es sicherheitshalber lieber von oben ab. Um den Tatendrang der Bengal zu stillen, ist ein großer Katzenbaum Pflicht. Ein Catwalk (klick) wäre, wenn die Bengal als Wohnungskatze gehalten wird, großartig.

Zusammenfassend kann man sagen: wenn Ihre Bengal nicht gerade in Ihrem Kronleuchter schwingt, auf dem Flachbild-Fernseher balanciert, oder im Swimmingpool schwimmt, wird sie es lieben, auf Ihrem Schoß zu sitzen und ihr Leben in vollen Zügen zu genießen.